Miryam Roper: „Ich kann ganz vorne mitmischen!“

|   Startseite

Unsere Olympia-Starter im Interview

Miryam Roper vom TSV Bayer 04 Leverkusen ist die erste NRW-Starterin bei den Judo-Wettkämpfen in Rio de Janeiro. Die Gewichtsklasse bis 57 kg steht am nächsten Montag in der Carioca Arena 2 auf dem Programm.

  

Interview mit Miryam Roper

  

Hallo Mimi, Du bist nun nach Andreas Tölzer die erste Frau aus NRW, die sich zum zweiten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert hat. Was ist diesmal anders als zur ersten Qualifikation?
Da muss ich ein wenig ausholen. 2008 hatte ich eine schwere Schulterverletzung, und 2009 habe ich mich entschieden nochmal richtig anzugreifen. Ich bin dann zum 1.1.2010 in die Bundeswehr als Sportsoldatin eingetreten, obwohl mir viele Freunde damals abgeraten haben, ich war ja da „schon“ 28 Jahre. Damals wollte ich es einfach allen zeigen, dass ich das schaffen kann, und vielleicht war dann nach der „Quali“ bei den Spielen 2012 die Luft ein wenig raus. Und danach ging es ja erst richtig los. 2013 war mein Jahr. WM-Dritte und Weltranglistenerste, das war kaum zu toppen. Und damals dachte ich dann, war es das jetzt, war das Dein bestes Jahr?Und dann habe ich mich nochmal kritisch betrachtet und entschieden mein Judo weiterzuentwickeln, das hat natürlich auch Umstellungen mit sich gebracht, aber ich habe mich weiterentwickelt. Jetzt weiß ich, wo ich stehe, und ich weiß, ich kann da ganz vorne mitmischen. Ich habe von 2012 bis 2015 immer eine Höhepunkt-Medaille gemacht, aber der Weg war auch diesmal echt hart ...

... und Du hattest öfters mit Verletzungen zu kämpfen
Ja, darauf wollte ich hinaus. Ich glaube, die Verletzungen sind dem harten Qualifikationsmodus geschuldet. Ich kenne ja jetzt eine Menge Judokas in der Welt und viele haben ständig kleine und größere Verletzungen.

Kannst Du denn besser damit umgehen?
Ja und nein, also  man ist schon was cooler, aber Verletzung ist Verletzung und immer sch ..., aber jetzt gerade habe ich das Gefühl, die beste medizinische Betreuung zu haben, die ich je hatte. Nach der Schulterverletzung in Baku (Mai 2016) bin ich jetzt bei Christophe Lambert in Merheim in Behandlung, und was der auf die Beine stellt, das ganze Haus von Judo begeistert, das ist unglaublich, da fühlt man sich toll aufgehoben. Und die Physios machen zur Zeit auch einen tollen Job.

Bist Du eigentlich Kopf- oder Bauchjudoka?
Nach einer Pause: Mmmh, ich glaube von beidem was, mein Kopf ist stark, ich denke viel über Judo nach, ich habe Strategien gegen meine Gegnerinnen, und ein klares Kumi-Kata-Konzept, aber natürlich im Kampf ist es dann auch oft Bauch und auch Herz, ja ich muss auch irgendwie glücklich sein!

Und stimmt Dein Umfeld gerade?
(Grinst) Ja, da muss ich auch mal meinen Verein Bayer Leverkusen erwähnen, die unterstützen mich ungemein. Nach dem Ende meiner Karriere habe ich vom Verein die Zusage, dass sie mich weiter unterstützen werden. Das ist schon ein sehr sozialer Verein, die kümmern sich um ihre Leute, zumindest ist es bei mir so.

Und wie sieht es mit Deiner Zukunft aus, spielt Judo darin vielleicht eine Rolle?
Ich werde auch definitiv weiter Judo machen, auch wenn ich irgendwann nicht mehr kämpfe. Mein Traum ist mein Café mit Sprachschule oder Sprachschule mit Café. Aber wenn sich irgendetwas interessantes als Job im Judo ergibt, bin ich nicht abgeneigt. Ich hab sicherlich auch Spaß daran, mein Wissen und Erfahrungen weiterzugeben oder auch das deutsche Judo auf andere Weise zu unterstützen und voranzutreiben. Aber wenn nicht hier, dann irgendwo anders.

Eine letzte Frage. Du hast bei Facebook über 8.000 Fans, Dein Konterfei fährt in Leverkusen auf einem Bus der Stadtwerke durch die Stadt, Du vermarktestet Dich schon gut. Machst Du das alles selbst?
(Lacht) Na ja, ich könnte mehr Geld damit verdienen, aber ich mache das alles selbst. Ich weiß, ich falle auf, ich irritiere, ich wechsele ständig meine Frisuren, ich bin emotional, das kommt glaube ich rüber. Leider bleibt dafür oft auch nicht genügend Zeit, aber ich denke es ist auch unsere Pflicht Judo zu verkaufen, und ich will dazu meinen Beitrag leisten.

Mimi, wir könnten noch viele Fragen stellen und eigentlich haben wir zu wenig über die Spiele gesprochen, gehst Du eigentlich zur Eröffnungsfeier?
Diesmal auf jeden Fall. 2012 bin ich nicht gegangen, ich war damals nicht locker genug und hatte zu viel Sorge, dass es negativ sein könnte. Jetzt bin ich gelassener und weiß, dass das drei Tage vorher kein Problem ist.

(Das Interview führte Erik Goertz im Stadtgarten Köln im Biergarten bei 30 Grad.)

 


 

Steckbrief Miryam Roper

Geburtsdatum: 26. Juni 1982
Gewichtsklasse: bis 57 kg
Verein: TSV Bayer 04 Leverkusen
Beruf: Sportsoldatin
Graduierung: 2. Dan Judo
Trainer: Michael Bazynski
Weltrangliste: 15. Platz


Internationale Erfolge (Auswahl):
2015 - 3. Europaspiele/Europameisterschaften in Baku
2014 - 2. Europameisterschaften in Montpellier
2013 - 3. Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro
2012 - 3. Europameisterschaften in Tscheljabinsk
IJF-World-Tour: 5 x Gold, 2 x Silber, 6 x Bronze

Nationale Titel: 2015 - Deutsche Meisterin in Bonn

 


 

Video-Interview mit Miryam Roper

   

<iframe src="https://www.youtube.com/embed/UyzZAFQ-muI" frameborder="0" height="480" width="854"></iframe>